Tübinger Mole Analyzer

Das Programm wurde an der Universitäts-Hautklinik Tübingen in Kooperation mit der Firma TeachScreen, aufbauend auf der Software FotoFinder Derma entwickelt. Es dient zur Bildanalyse von Pigmentmalen, die von heller Haut umgeben sind.
Für die Durchführung der Analyse werden zunächst verschiedene, nicht zum Pigmentmal gehörige Strukturen wie Haare und Luftblasen automatisch aus dem Bild rechnerisch herausgefiltert. Die Festlegung eines Randes geschieht durch ein Annäherungsverfahren von 2 Seiten, die Randfestlegung kann bei Bedarf manuell korrigiert werden. Weiter werden verschiedene Bildparameter für jede Läsion bestimmt: Zunächst die Fläche, der Umfang und der Durchmesser, dann werden mehrere Merkmale der Berandung erfaßt und die innere Struktur der Läsion einschließlich der verschiedenen Farbwerte der Pigmentierung gemessen. Die hier aufgenommenen Merkmale wurden aus mehr als 100 Parametern ausgewählt, da sie einerseits besonders gut zur Unterscheidung der Pigmentmale herangezogen werden können und zum anderen auch den klassischen klinischen Kriterien zur Beurteilung von Pigmentmalen entsprechen.

Mit der automatischen Bildanalyse wurden zwei Hauptzielsetzungen verbunden:

1. Das Programm soll Hilfestellung für die Einordnung von Pigmentläsionen als eher gutartig oder bösartig geben. Es beansprucht nicht, die klinische Diagnose ersetzen zu können. Bei Verwendung der 20fachen Vergrößerung werden für die Maßparameter Score-Werte angegeben, die zwischen 1 und 8 variieren. Höhere Scores sind mit höherer Wahrscheinlichkeit für Bösartigkeit verbunden. Die Scores wurden aus statistischen Verteilungen ermittelt, sie zeigen bisher weder einen gleichmäßigen Anstieg eines Merkmals in Zahlenwerten an noch läßt sich daraus ein additiver Punktwert mit einem eindeutigen Schwellenwert für Bösartigkeit sicher ableiten.

2. Das Programm wurde konzipiert, um Veränderungen der Pigmentmale in der Verlaufsbeurteilung objektivieren zu können. Deshalb können zwei in zeitlicher Folge angefertigte Aufnahmen von Pigmentmalen direkt auf dem Bildschirm verglichen werden. Dieser Vergleich ist in allen Vergrößerungsstufen (20 - 70-fach) möglich.

Das vorliegende Bildanalysesystem versteht sich als Hilfestellung für den in der Beurteilung von Pigmentmalen erfahrenen dermatologisch erfahrenen Arzt. Die richtige Interpretation der Bilder erfordert eingehende Kenntnisse der auflichtmikroskopischen Merkmale von Pigmentläsionen. Keinesfalls will dieses Programm eine automatisierte Diagnosestellung vornehmen.

Neben der Hilfestellung in der Beurteilung von Pigmentläsionen dient das Programm auch der Kommunikation mit dem Patienten. Der Vorgang der Bildanalyse wird deshalb graphisch nachgezeichnet, so daß sich bestimmte Merkmale leichter erläutern lassen. Dem Patienten kann dadurch gezeigt werden, wie sich Pigmentläsionen verändert haben oder ob sie weitestgehend gleichgeblieben sind. Weiterhin kann visuell leicht demonstriert werden, ob die Läsionen auffällige Unregelmäßigkeiten aufweisen. Damit wird intendiert, die Indikationsstellungen für Exzisionen im Verlaufe der Screeninguntersuchungen schärfer zu stellen und mit dem Patienten über die Indikationsstellung leichter kommunizieren zu können.